Václav Havel, dessen Werdegang - von dem im Untergrund agierenden Regimekritiker und politischen Gefangenen bis zum charismatischen Präsidenten der CSR - ich hautnah miterlebt habe, hat den folgenden Satz geprägt:
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - egal, wie es ausgeht.“
Er hat der Welt mit seinem ganzen Leben gezeigt, dass es ihm „Wert“ ist, für seine Ideale der Freiheit und Gerechtigkeit auch Entbehrungen, Verfolgung und sogar eine Gefängnisstrafe in Kauf zu nehmen, weil es für ihn einen (höheren) Sinn hatte.
Er wusste über Jahrzehnte lang nicht, ob sein Traum darüber, dass eines Tages die „Wahrheit und Liebe siegen wird“ eine reale Chance hat, je verwirklicht zu werden. Aber die Überzeugung, dass sein Kampf dafür sinnvoll ist, hat ihm unter den schwierigsten Bedingungen Hoffnung, Zuversicht und Kraft verliehen, um am Ende sogar ein System zu stürzen, was für viele (auch für mich, damals) als schier unmöglich galt.
Viktor Frankl hat mit dem Satz „Die Welt ist nicht heil, aber heil-bar“ ebenfalls eine Hoffnung und die Überzeugung vermittelt, dass es in der Hand von jedem selbst liegt, etwas Sinnvolles für die Welt zu tun und zu ihrer „Heil-bar-keit“ beizutragen.
Frankl selbst ist diesbezüglich bereits in seinen jungen Jahren mit gutem Beispiel vorangegangen: als Medizinstudent gründete er kostenlose Beratungsstellen für die jungen Arbeitslosen, die durch die Wirtschaftskrise der 30er Jahre ins Abseits geraten sind. Er hat versucht, sie zu (irgend-)einer sinnvollen Tätigkeit zu bewegen, sei es auch eine ehrenamtliche Hilfe, da er erkannt hat, dass für die Menschen das sinnlose Dasein noch belastender ist, als die Tatsache keine Arbeit zu haben. Zudem organisierte er im Jahre 1931 zur Zeit der Zeugnisausgabe von Schülern die erste Sonderaktion zur Schülerberatung. In dieser Zeit gab es daraufhin in Wien seit vielen Jahren erstmalig keine einzige "tragische Verzweiflungstat" wegen schlechten Schulnoten von Schülern zu verzeichnen.

Heute, 73 Tage nach den ersten Corona-Einschränkungen, sind Hoffnung und Zuversicht die zwei wichtigsten Begriffe, die ich allen, die jetzt beginnen „einzuknicken“, mitgeben möchte. Nicht jeder von uns hat eine beeindruckende Vita wie Viktor Frankl, oder ist eine charismatische Persönlichkeit wie Václav Havel, aber jeder von uns kann sie als Vorbild nehmen und dadurch selbst ein Vorbild werden:
Hoffnung und Zuversicht ausstrahlen aus der inneren Überzeugung, dass es Sinn hat. Es ist nicht nur heil-sam und wohltuend für einem selbst und sein breites Umfeld, es hilft letztlich auch der Wirtschaft, die die Stimmungen der Bevölkerung wie ein Seismograph registriert und wiederspiegelt. So „leicht“ kann jeder von uns etwas auch für einen (dringend notwendigen) Wirtschaftsaufschwung tun ;-)
Es fällt uns in diesen Tagen vielleicht zunehmend schwer, Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten, aber die Orientierung an starken und authentischen Vorbildern, die es trotz vielen Widrigkeiten auf ihrem Lebensweg aus innerer Überzeugung getan haben, macht jeden Einzelnen von uns zu jenem besagtem Schmetterling, dessen Flügelschlag ungeahnte (positive) Kräfte in der Welt in Gänge setzen kann...
Dieser Text in gekürzter Form wurde als #wert-voll Beitrag (Nr. 27): Hoffnung und Zuversicht auf der Homepage von Viktor Frankl Zentrum Wien veröffentlicht.